Meritenramses
YaBB AdministratorHorusgeleit
   

Hm.t kA n pA kA aA n pA ra-Hr-Ax.tj
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #886 - 12/05/06 um 06:35:14
Der libysche Botschafter sah befriedigt zu, wie die Kinder bestraft wurden und ließ sie hinterher von zwei seiner Soldaten in ein Zelt bringen, um die Knirpse bewachen zu lassen. Er beriet sich mit seinem Stellvertreter, was er nun mit diesen frechen und dreisten kleinen Ungeheuern machen sollte. Sollte er ihnen ihre Geschichte abkaufen? Vielleicht wäre es wirklich ein heilsamer Schock für sie, wenn er so tat, als würde er und würde sie dann in den Königspalast bringen, um vor den strengen Pharao gezerrt zu werden. Und außerdem würde er von jenem Rechenschaft für die Verstümmelungen fordern, die er und ein Teil seiner Männer erlitten hatten! Wenn der König von Ägypten seine Untertanen nicht im Griff hatte, dann musste er eben für den Schaden aufkommen! ********* "Sie behaupten WAS?" rief Ramses entsetzt. Er hatte sich eben erst in seine Gemächer zurückgezogen, sich duschen lassen und bequemere Kleidung angelegt, als Tjay, Paser und Amunherchepeschef ihn aufsuchten, um ihm zu berichten, daß ein Pulk aufgebrachter Libyer ihn zu sprechen verlangte. Paser bestätigte, daß der libysche Botschafter Isisnofret-ta-scheri, Nebettaui und Merenptah in den Palast zurückgebracht hätte, die sich...er räusperte sich...laut dem Gesandten ins Lager der Libyer geschlichen hatten. "Sie haben ihnen die Zöpfe und Bärte abgeschnitten." erklärte er streng. "Der Botschafter ist außer sich! Du wirst selbst sehen..." Auch wenn Ramses im Grunde diese Geschichte recht lustig fand, so durfte er sich das jedoch nicht anmerken lassen. Mit Iryirys Hilfe verwandelte er sich also rasch wieder in den Herrn der beiden Länder zurück und eilte mit dem Kronprinzen und dem Wesir in den Thronsaal, wo die Libyer mit den drei schniefenden Kindern warteten. Mit einem triumphierenden Grinsen erhob sich der Botschafter, nachdem er den König nach allen Regeln der Kunst begrüßt hatte. Jetzt würde der Pharao diesen unverschämten, verlogenen Gören -Königskinder, pah!- bestimmt Mores lehren! ********* Ramessu-nacht und Iuny hatten wegen des besorgniserregenden Zustandes Paraherwenemefs ein Konsilium eingerufen. Sie hatten zwar keinerlei dämonische Aktivitäten bemerkt, aber die fast absolute Regungslosigkeit, die den Prinzen befallen hatte, war äußerst seltsam. Das Einzige, das er von sich gab, war ein Wimmern, wenn man ihm die Papyrusrolle mit dem Schutzdekret wegnehmen wollte... Sie standen am Bett Wenemis, der ins Leere zu starren schien. Das hieß: er blickte auf die Gestalt einer jungen Frau mit wutverzerrter Fratze, die die beiden Ärzte jedoch nicht wahrnehmen konnten... Sie streckte die Hände nach ihm aus...blutende, aufgedunsene Klauen, an denen die Haut in Fetzen herabhing...und ihre Augen...sie brannten in eiskaltem Feuer wie zwei glühende Kohlen, brannten sich ihm ein, schienen ihn durchbohren zu sollen... Aber sie berührte ihn nicht mehr, sie stand nur den ganzen Tag da und glotzte ihn an...seine Finger schlossen sich noch enger um die Papyrusrolle...sie sollte endlich verschwinden und ihn in Ruhe lassen! "Geh weg!" formten seine Lippen tonlos die Worte. "Geh doch endlich weg!"
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