Seleuce
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #795 - 12/02/06 um 13:16:59
"Hiergeblieben, halt halt HAAAAALT..." rief Isisnofret, als sie in ihre Gemächer kam. Sie sah gerade noch Ta-inis Windel-Wackelpo in eirigen, krauchend-robbenden Bewegungen schnurstraks auf die Treppe der Terrasse zuhalten und jetzt schon mit beiden Händen die erste Stufe herunter rutschen. Isisnofrets Augen weiteten sich vor Schreck genau, wie die Barets die aus dem Babyzimmer gesprungen kam, wo sie sich eben um Meri-su-anch gekümmert hatte, Iynofret müßte bald erscheinen, um sich seiner anzunehmen! Zwei Wachleute standen aber glücklicherweise am Ende der Treppe und bevor das Baby herunterpurzeln konnte, war einer der Gardisten in langen Schritten hinaufgesprungen, hatte es flux an der Windel gepackt und von der Treppe gepflückt. Er lachte väterlich dabei -immer wieder erstaunlich, wie raue Krieger sich änderten und sich in sanft Riesen verwandelten, wenn sie so ein kleines Knötchen auf den Arm nahmen- hielt das Baby mit ausgestreckten Armen vor sich und schalt das Prinzesschen im selben ehrerbietigen, aber doch nachsichtig erzieherischen Ton, wie er auch mit einem älteren Königskind, das ihn schon verstehen konnte, tun würde. "Oh, so abenteuerlustig? Ich glaube nicht, daß eure Mutter, ihre Majestät, sie lebe, euch diesen Ausflug gestattet, Hoheit, ich bedaure," erklärte er Ta-ini kompromißlos, die sich strampelnd und fuchtelnd maßlos darüber beschwerte, daß sie ihren Willen nicht bekam und noch dazu einfach von einem Fremden gepackt worden war. Das war NICHT der Papa, das hatte sie sofort erkannt! Mit lachenden Augen trug er das quikende und quengelnde Baby Isisnofret entgegen, die ängstlich angelaufen kam und es dankbar an sich nahm. Baret schüttelte immer noch entsetzt den Kopf und bekam sich kaum ein. Sie war doch nur einen winzigen Augenblick ins Nebenzimmer gegangen. Da hatte Ta-ini noch friedlich auf ihrer Decke am ganz anderen Ende des Raumes gehockt und einen Keks auseinander genommen. "Sie entwickelt sich so schnell Herrin... es tut mir leid, es tut mir so leid..." jammerte sie, weil sie sah, welch großen Schreck auch die Königin bekommen hatte. Die lachte aber nun schon wieder, erleichtert, daß nichts geschehen war und wehrte ab. Für solche Fälle waren ja im Notfall auch noch die Wachen da! Zumindest ihren eigenen Gardisten, die allesamt in der erbarmungslosen Akademie von Memphis ihre Ausbildung genossen hatten, vertraute sie! Und daß sie das konnte, hatte sich eben wieder bewiesen. Außerdem hatte sie festgestellt, daß Ramses ihr ein paar seiner speziellen Freunde zugewiesen haben mußte... zwei ihrer neuen Gardisten -einer davon war eben der Retter Ta-inis gewesen-, die seit ihrer Entführung durch Anel Adgam in ihren Diensten standen, hatten die selbe Brandnarbe auf dem linken Schulterblatt wie ihr Mann. Sie hatte es zufällig während des Bogenwettbewerbes entdeckt. Sich nur unter Männern wähnend hatten die beiden sich dort freizügig umgezogen... "So, du hast also wirklich den Entdeckergeist deines Herrn Vaters geerbt, mein Schatz? Dann müssen wir dir wohl ein Geschirr anfertigen lassen, wie es Pferde tragen, wenn du solches Fernweh hast," erklärte Isisnofret ihrem noch immer knatschigen Baby und nahm es jetzt erbarmungslos mit ins Badezimmer, wo sie sich heute der ganz besonders ausgiebigen Pflege Panewis hingeben würde... ************* Während Isisnofret entspannt den Tag begann, war Amuneminet schon lange wieder mit deren Ehemann, dem Pharao, unzähligen Diplomaten, Protokollisten, Beratern und dem Wesir in die Verhandlungen mit den Libyern eingetreten und schon jetzt verspürte er gleich erneut das dringende Bedürfnis, irgendwem die Zähne auszuschlagen. Die Kerle waren so dumm-dreist, daß er in seiner Beurteilung schwankte. Waren sie nun nur grenzenlos leichtsinnig oder hatten sie irgend ein Geheimnis, von dem sie -die Ägypter- keine Kenntnis hatten? Vielleicht hatten sie sich mit irgendwem verbündet. Ein mächtiger Partner könnte ihnen durchaus zu dieser großen Selbstsicherheit verhelfen... Amuneminet wurde immer skeptischer, über die Möglichkeit mußte er unbedingt nachher mit Ramses und dem Wesir sprechen. Sie brauchten dringend die Berichte der Spione! SO viel Risikofreude traute er auch den Libyern nicht zu, auch wenn sie für Unerschrockenheit und gnadenlose Brutalität bekannt waren! Sie beharrten darauf, daß der Bereich, über den man diskuttierte, IHR Land war und sie dort tun und lassen könnten, was sie wollten! Ägypten -so argumentierten der selbsgerechte Vertreter des Wüstenvolkes- würde sich doch auch nur ungern von Fremdländern -das Wort betonte er abfällig, aber mit höhnischem Lächeln- vorschreiben lassen, wie sie militärisch in ihren Gebieten agieren mußten... "Seht, Herr," sprach er ruhig und freundlich zu Paser, "es ist nicht nett, uns solche Gemeinheiten zu unterstellen! Wir sind ein friedliebendes Volk! Die Vereinbarung ist doch ganz einfach. Wir wollen den Reisenden doch nichts Böses, daher SIND wir ja so um deren Sicherheit so besorgt! Dafür ist es doch wirklich nicht zu viel verlangt, unsere Truppen ein wenig zu entschädigen..."
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