Seleuce
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #753 - 11/30/06 um 23:12:04
Amuneminet war nicht sicher, ob es klug wäre, seinem Freund von Nedjet zu erzählen, er war nicht sicher, wie Ramses das aufnhemen würde. Eigentlich war es ja nichts verwerfliches, sie war seine Schwägerin und theoretisch ledig, wenn auch hier und da dauernd liiert. Ameni kümmerte das wenig, solange sie ihn nicht mit irgend etwas ansteckte. Doch sie selbst schien sehr sorgsam mit ihrer Gesundheit und Reinlichkeit umzugehen, sonst hätte er sich ihr wohl auch nie genähert! Großartige Gefühle brachte er Isisnofrets Halbschwester noch immer nicht entgegen, aber sie ihm ja auch nicht, das war eine gute Basis für die entspannenden Stunden, die sie miteinander zu verbringen pflegten, seit sie in Theben aufgekreuzt war. "Ach, Sesu, Tawabet hat schon viele Kinder bekommen und ich weiß nicht..." er wollte SIE eben nicht mehr mit einem Baby konfrontieren. Nein, sie hatte das alles schon hinter sich, Mutter sein war anstrengend, das hatte er miterlebt, sie verdiente endlich ihre Ruhe! "Irgend eine zu schwängern wäre sicher kein Problem, aber es ist nicht ganz das, was ich mir wünsche und vorstelle, weißt du," sagte er und jedes Wort wurde dabei etwas nachdenklicher. "Ist schon komisch, die Frauen, die mir in meinem Leben etwas bedeutet haben, haben wohl nicht die Mütter meiner Kinder werden sollen und... naja, in ein junges Häschen kann ich mich nur schwerlich vergucken, die sind noch so unreif! Wer weiß, wozu es gut ist, vielleicht habe ich ja noch eine ganz wichtige Aufgabe zu erfüllen und muß dafür kinderlos bleiben, wer weiß das schon?" Er winkte ab, lachte und schürzte die Lippen, bestimmt mußte das so sein. ****************** Gestört war nicht der richtige Ausdruck. Verstörend traf es eher! Isisnofret lächelte nervös und schüttelte den Kopf, ohne Chentit-ka anzusehen, war aber stehengeblieben. Sie brachte nur seltsamerweise kein weiteres Wort mehr heraus, knibbelte unruhig an ihren Fingernägeln herum und sah an den Wandbehang vor sich. Schließlich vollführte sie eine Reihe von verlegenen Gesten und drehte sich dort nahe der Wand, wo sie jetzt stand wieder zu dem Lautenisten um, der gerade das nächste, lebendigere Lied anstimmte - solange noch jemand anwesend war und ihm niemand Einhalt gebot, spielte dieser weiter. Sollte sie doch versuchen... ? Sie holte Luft und öffnete den Mund, aber sagte dann nichts. NEIN! NEIIIN, sie würde untergehen vor Scham, das Erdreich würde sie verschlucken. Damals, als sie mit Ramses' Ärzten über die heikle Verletzung an seiner Männlichkeit gesprochen hatte und später dann über seine Probleme, sich Frauen wieder zu nähern, da hatte sie Angst um ihn gehabt und der Ausgangspunkt war somit ein ganz anderer gewesen. Hier aber spielten nur Triebe eine Rolle und Vergnügen und sie war irgendwie mißverständlich mit hineingeschliddert. Ramses sollte es weiter so mit seinen Frauen halten, er nutzte die Einrichtung ohnehin mit oder ohne ihre Zustimmung! Also würde sie das alles weiterhin ignorieren, ab und an -wurde es ihr all zu deutlich präsentiert- ihre Klappe nicht halten können und etwas Spitzes bemerken und alles wäre beim Alten! Das gefiel ihr nicht, aber Kawit hatte recht gehabt, bei ihrer Unterhaltung damals: Ihr blieb ohnehin nichts anders übrig! Solange er sie liebte, konnte sie irgendwie hinnehmen, was er nebenbei unternahm, auch wenn es sie immer beschäftigten würde! So straffte sie sich jetzt wieder, zwang sich mit reichlich viel Kraft zu einem kurzen, netten Lächeln, das Chentit-ka anzeigte, daß diese weiter machen konnte und setzte sich am Rand des Saales auf ein Sitzkissen, die dort zu ettlichen herumlagen, um dem Sänger weiter zu lauschen. Der war eine hervorragende Ablenkung von ihrer Nervosität! Hin und wieder betrachtete sie dabei Chentit-kas weiche Bewegungen. Die Frau hatte zweifellos eine überaus sinnliche Austrahlung, sprühte vor Weiblichkeit und Charme, offener Natürlichkeit und war rundum ein aufreizendes und bewundernswertes Wesen. Das strahlende Lächeln war herzlich, die Augen bildschön und voller Tiefe. Dazu war sie die Ruhe in Person und erschien dezent trotz der ganz besonders speziellen Aufgaben, die sie bei Hofe inne hatte. Und sie war klug. Isisnofret ertappte sich dabei, sich zu wünschen, sie wäre ein wenig mehr wie Chentit-ka und sie erinnerte sich daran, schon früher einmal so empfunden zu haben! Aussprechen würde sie es selbstverständlich nie! Solche Frauen waren den meisten anderen Geschlechtsgenossinnen verhaßt und die Männerwelt lag ihnen zu Füßen, was der Grund dafür war. Doch ohne, daß das ihren Glanz trüben würde, denn sie standen über jenen Kämpfen der Geschlechter. Die wunderbare Chentit-ka, von der man zumeist kaum etwas hörte, weil sie sich so diskret zu verhalten wußte und die doch jeder hier kannte... ja, sie hob sich deutlich von den Mädchen ab, die sie heute unterrichtete und schon als jüngere Frau hatte man sie dort nicht einordnen können. Isisnofret konnte nicht mal schätzen, wie alt sie jetzt wohl sein mochte, das war einfach nicht zu sagen! Als sie den Blick eben jener nun auffing, wandt sie ihren sofort wieder ab und sah zum Lautenisten hin, der gerade sein Instrument abgesetzt hatte, um sich einen Becher Wasser reichen zu lassen. Während dessen spielten nun zwei Musikantinnen mit einer Lang- und einer Doppelflöte auf, dazu schlug eine weitere einen langsamen, wiegenden Takt, der an den trägen Gang eines durstigen Tieres in der Wüste erinnerte.
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