Seleuce
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #582 - 11/21/06 um 12:28:39
Amuneminet hatte sich auch diesen Morgen sofort auf die aktuellen Ermittlungen gestürzt und empfing eben Tebestja, die Hebamme wieder, die "unglaubliche Neuigkeiten" für ihn hätte, wie sie gleich, als sie mit ihm alleine war, beteuerte. Formvollendet verneigte sie sich vor ihm und bedankte sich dann herzlich für die freundliche Einladung zum Tee, daran könnte man sich wirklich gewöhnen, fand sie! "Also," setzte sie an und beugte sich wieder leicht zu Ameni vor, um leiser sprechen zu können. Das war zwar nicht nötig, aber sie schien es für erforderlich zu halten, nun ja. "Ich bin gestern beim Haus der Eltern des Unwesens gewesen, ich habe einfach vorgegeben, ein besonders wichtiges Amulett bei ihnen verloren zu haben, als ich... nun ja, bei der Geburt des Dings geholfen habe! Sie haben mich nicht einlassen wollen und mich verleugnet, haben mir doch tatsächlich einreden wollen, mich nie gesehen zu haben und dann behauptete der Mann des Hauses doch auch noch frech, daß hier noch nie ein Kind geboren worden wäre, stellt euch das vor, mein Herr! Aber wie dem auch sei, ich war hartnäckig und wollte mein Amulett und weil ich nicht weichen wollte, pfiff der Kerl plötzlich einen düsteren Gesellen heran... der war mir wahrlich unheimlich und wißt ihr, was ich glaube? Ich glaube, DER ist der Vater des Apeps! Er stand hinter ihm gehüllt in ein dunkles Gewand und hat mich mit seinen schwarzen, verrückten Augen angestarrt und da wurde mir ganz anders! Dann begann er auch noch unheimliche Sprüche zu murmeln, Herr, dann schleuderte mir der Ehemann der unseligen Mutter entgegen, daß ich verschwinden solle, wenn mir mein Leben lieb wäre und daß dies die einzige Warnung sei..." dann verstummte die Frau plötzlich, denn sie sah auf Amuneminets Gesicht sowohl Triumpf, als auch Wut und Erkenntnis. "Herr," sprach sie ihn an und da schrak Amuneminet aus seiner Denkerstarre. "Du hast großen Dienst am Reich getan, aber bleibe hier heute, sonst ist dein Leben wohlmöglich nicht sicher..." Tebestja überlegte und hielt sich den Mund mit der Hand zu. "Meint ihr, sie würden mir etwas antun?" Amuneminet nickte ernst und erklärte der Hebamme, daß diese Leute ein Verbrechen begangen hatten und er ihr, sobald es aufgedeckt war, die Zusammenhänge erklären würde. "Du verbleibst heute in Schutzhaft hier, hast du Familie, um die wir uns kümmern müßten?" Tebestja war überrumpelt, aber schüttelte den Kopf, nein, sie war nie selbt verheiratet gewesen, sagte sie traurig. Er instruierte die Wachen, die Frau ebenfalls einer Weihebehandlung unterziehen zu lassen, um sicherzustellen, daß möglicher böser Einfluß von ihr getilgt würde, ob nun vom Kind oder dem dunklen Kerl von gestern Abend und ihr dann das am weitesten vom königlichen Trakt entfernte Gästezimmer zur Verfügung zu stellen, sie reichlich und nach ihren Wünschen zu bewirten, aber nicht fort zu lassen! Was die Gestalt anging, der sie gestern bei den Eltern des Kindes begegnet war, so hatte er sehr klare Vorstellung davon, WER dieser war, die Beschreibung sprach klar für den Zauberer Anchmahor... Diesem Unhold mußte man endlich das Handwerk legen, damit ihm endlich seine düsteren Machenschaften vergällt würden! Angetrieben von Ehrgeiz und dem hervorragenden Fortschritt seiner Ermittlungen stellte er ein Konzept auf, wie man der Leute am besten habhaft wurde. Auch wenn sie leugneten, Tebestja war eine Zeugin, die schon auf die Götter ihre Aufrichtigkeit geschworen hatte und es auch vor dem Wesir erneut täte, wie sie versichert hatte. Zudem konnte man beim Auffinden der Mutter auch nachweisen, ob diese kürzlich ein Kind zur Welt gebracht hatte, oder nicht und wenn sie keine Erklärung dafür hätten, wo der Säugling war, würden sie entweder -wären sie dann immer noch nicht geständig- des Kindsmordes überführt oder eben an dem Versuch, den König zu behexen, was den eigentlichen Tatbestand darstellte. Gewissenhaft schrieb er das alles in einem Bericht nieder und sandte ihn durch seinen Sekretär an das Amtszimmer des Königs. Er selbst brachte seine Helfer und Soldaten, die ihm abbestellt worden waren, in Schwung, er würde die Leute jetzt, am hellerlichten Tag, überführen. Wenn der Zauberer wirklich bei ihnen war, wäre es in der Nacht viel zu gefährlich! ********** Die Wachen, die den Brief des Königs an die zweite GKG überbrachten, legten diesen an einen geweihten, langen Greifarm, ein goldener Stab, an dessen Ende eine flach geöffnete Hand geformt war, auf die man etwas ablegen konnte. Normalerweise wurde dieses Gerät vornehmlich dazu benutzt, wenn ein Unwürdiger dem König etwa reichen wollte, so berührte er jenen nicht. Jetzt konnte man damit den direkten Kontakt zu den Besessenen vermeiden! Isisnofrets Gesicht, das bedrückt und angeschlagen von unruhigem Schlaf war, erhellte sich, als würde es mit einem Mal von Sonnenstrahlen beleuchtet, als sie das Siegel erkannte. Doch gleichzeitig schlug nun ihr Herz auch doppelt so schnell, denn... was schrieb Sesu? Aufgeregt und mit zitternden Fingern öffete sie sein Schreiben und setzte sich, um es zu entrollen. Er hatte selbst geschrieben, erkannte sie sofort... ... und wenig später, als sie erst hektisch den Brief überflogen hatte und ihn nun noch einmal viel gewissenhafter las, hippelte sie glücklich und ganz kribbelig auf ihrem Sessel herum. Sie versuchten einen Gegenbeweis, das war alles, was sie hatte wissen wollen! Überschwänglich küßte sie den Papyrus und ließ sich in die Lehne ihres Sessels fallen...
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