Meritenramses
YaBB AdministratorHorusgeleit
   

Hm.t kA n pA kA aA n pA ra-Hr-Ax.tj
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #2287 - 02/04/07 um 08:50:04
Ramses hatte nun endgültig die Nase voll. Das Geschrabbe und Gekratze auf den Terrassen, das dadurch entstand, wenn die Diener mit ihrem Besen über die Platten schrubbten, ging ihm gehörig auf die Nerven, das Herumgewusel in den Gängen auch und der Geruch der feuchten Steinfliesen sowieso. Er wollte doch nur seine Ruhe und vor allen Dingen ungestört die Toilette benutzen können, ohne daß ihm gleich zwei Domestiken hinterherputzten! Flucht war sein erster Gedanke und kaum hatte er diesen zu Ende gedacht, wusste er auch schon, wo er Asyl suchen würde: in Ipet-sut! Er befahl Iryiry, ein paar Sachen zusammenpacken zu lassen, während er sich von seinem Leibdiener in den Zustand der Reinheit versetzen ließ, die ihm erlaubte, das Gotteshaus zu betreten. Er ließ sich sogar die Haare scheren und als er in den Spiegel schaute, durchfuhr ihn erst einmal ein riesiger Schrecken, weil er glaubte, seinem Vater gegenüberzustehen. Angetan mit einem blütenweißen Priestergewand und ebenso weißen Sandalen ließ er sich nach Ipet-sut bringen... Vielleicht fand er dort die Ruhe, deren er so dringend bedürfte...wie Isisnofret sehnte er sich auch nach Ordnung und Ruhe, besonders vor den chaotischen Bildern, die ihn immer noch heimsuchten und die er zu vergessen trachtete.... Wennefer stellte so gut wie keine Fragen, als der König in Karnak ankam. Er hatte ja selbst gesehen, wie durcheinander dieser gewesen war, als er erwacht war. Das war erst wenige Tage her und wahrscheinlich, das vermutete er, hatte Ramses immer noch Schwierigkeiten, sich wieder in der realen Welt zurechtzufinden. Kein Mensch wusste, was mit seinem Ka und seinem Ba geschehen war, als er in diesem tiefen Schlummer gelegen hatte. Vielleicht hatten Ka und Ba Schaden genommen? Der Hohepriester tat so, als wäre es ganz selbstverständlich, daß der Pharao in Karnak Wohnung nahm. Er teilte Ramses das Appartement des zweiten Gottesdieners, dessen Dienst erst vor wenigen Tagen beendet war, zu, das ebenso groß war wie sein eigenes, und ließ die Reisetruhe des Königs dort hineinschaffen. Die Abendriten vollzogen Wennefer und Ramses gemeinsam, aßen danach zusammen zu Abend und blieben noch lange wach, um miteinander zu sprechen und über die Situation in Theben -insbesondere über die Entwicklungen der letzten drei Dekaden- zu reden. Spät in der Nacht gingen sie zu Bett und Ramses fiel in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf. In seinen Träumen kamen das Feuer und die Flammen zurück und die Hexe, die ihm seine Lebenskraft rauben wollte... Erst, als Iryiry, der von den lauten, abgehackten Atemzügen seines Herrn erwacht war, ihn an der Schulter rüttelte, schreckte er hoch. Es war ohnehin Zeit, sich in das Morgenhaus zu begeben und sich auf das morgendliche Kultbildritual vorzubereiten...
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