Seleuce
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #2146 - 02/01/07 um 22:32:02
Amuneminet wunderte sich, daß nur zwei Gedecke aufgetischt waren -das hieß zwei Servietten- und sah der Dienerin, die eben die Handwaschschüsseln auf dem Tisch abstellte verwundert an. "Entschuldige kurz, Sesu... Meine Gemahlin? Wo ist sie denn? Und die Kinder?" Die Frau erklärte dei Wünsche, die die Herrin des Hauses geäußert hatte und Amuneminet war etwas befremdet davon. Ja gut, im Haus hatte er nur selten geschäftliches zu besprechen, aber er mochte es gar nicht, wenn nicht alle beisammen waren, dann fühlte er sich so separiert! Er stand kurz selbst auf und lief zu Tawabet und den anderen herüber, rief ihnen durch die Tür hindurch zu, sich doch zu ihnen zu setzen, lachte seine Frau verwundert an und ging dann schon voraus wieder zurück. "Dann hat Paser dich wohl noch nicht darüber unterrichtet. Ich hab es gestern in den Berichten gelesen, die ich wegen meiner Abwesenheit mal über meinen Tisch habe gehen lassen! Aber solange du die Strecken nicht abhumpeln mußt und mit Gehstock über den Schutt klettern, geht es doch noch, mein Freund! Ich glaube, so manch anderer deiner Vorgänger hatte im hohen Alter ein schweres Los damit!" Er grinste, schlürfte einen Schluck des Weines, was für ihn völlig selbstverständlich war und begann zu essen. Ramses konnte er sich irgendwie nicht recht als alten Mann vorstellen! ************** Während dessen hatte sich Isisnofret, nachdem sie Nefertaris Antwort erfreut gelesen hatte, mit Iryiry beraten, was ihr alles im Palast aufgefallen war. Die Gästezimmer, die sie ja durch die Notwendigkeit, im Augenblick selbst dort zu wohnen, nun mal wieder hatte in Augenschein nehmen können, bedurften zusätzlich zur allgemeinen Verbesserung der Reinigung auch noch der Renovierungen. Da der königliche Wohntrakt ohnehin völlig neu aufgebaut wurde, könnte sich eine solche Überholung der anderen Wohnräume danach problemlos anfügen! "Ich bin entsetzt, Iryiry, in welch schlechten Zustand die Räumlichkeiten sind. Wenn wir hochbetuchte Gäste bekommen, müssen die ja annehmen, wir wären unserer Dienerschaft ledig und arm! Das ist aber eigentlich auch deine Aufgabe... ich weiß, du bist in letzter Zeit mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen, dein Herr hat dich völlig ausgelastet, daher sehe ich ein, daß du dich nicht auch noch darum kümmern konntest, aber jetzt müssen wir das in die Hand nehmen, solche Schlamperei kann ich nicht durchgehen lassen!" Und dann begann sie ihm aufzuzählen, was ihr alle negativ aufgefallen war. Es fing bei fleckigen oder porösen Bettlaken und Vorhängen an, staubigen Ablagen und Teppichen, die Steinböden waren sicher schon ewig nicht mehr mit Bürsten geschrubbt worden und daher fleckig abgedunkelt, die Zimmerwinkel starrten vor Dreck! Überall hatte sie Spinnweben entdeckt, die drei Zimmer, die über den Luxus eines Badezimmers verfügten, waren scheinbar noch viel weniger beachtet worden. Dort sah man die Überreste, die undichte Salbtöpfe auf den Ablageflächen hinterlassen hatten, die Badebecken hatten Ränder und von den Terrassen ganz zu schweigen, die allesamt vollkommen eingestaubt waren. Wenn man sich dort auhielt dauerte es nicht lange und man glich einem Bauern auf dem Feld, zumindest drückte sie sich so drastisch aus. "Sieh dir meine Finger an, sieh sie dir an," forderte sie und zeigte jene vor. In der Tat machten ihre Hände den Eindruck, als käme sie eben von der Gartenarbeit zurück und wenig darauf warf sie sie aufgebracht in die Luft. "Das ist das Haus des guten Gottes, er lebe, sei heil und gesund! Reinheit, Iryiry, das weißt du am besten von allen, ist eines der obersten Gebote und nun bietet sich mir solch ein Bild in den Hallen, in den der Reinste unter uns wandelt! Das müssen wir beheben, jetzt, da die schlimmste Zeit vorüber ist! Du hast vollste Autorität Entlohnungen zu kürzen, Dienstboten auszutauschen, Strafen zu verteilen, wie sie dir angemessen erscheinen, aber kümmere dich darum, mach ihnen Feuer unter dem Hintern! Ach und unpünktlich ist ein Großteil auch geworden. Hast du bemerkt, daß die Hälfte der Dienerschaft inzwischen erst zwei Stunden nach Sonnenaufgang auftaucht? Wir können ja froh sein, daß wenigstens die Köche da sind, um Brot für das Frühstück zu backen, sonst hätte ich das wohl heute Morgen selbst machen müssen und dann im Garten meine Früstücksfrüchte selbst gepflückt!" Sie wußte, daß sie streng klang und war sich im Klaren, daß der junge Mann durch Ramses' indisponenten Zustand keine Schuld an den Vorgängen im Palast trug, aber ihr Unmut über all das bezog sich nicht auf Iryiry persönlich, sondern auf den Zustand des Hauses. So ging das einfach nicht weiter! "Und wo wir gerade vom Garten sprechen... ach, aber dazu komme ich später!" Auch da hatten sich überall Schmutzwinkel eingestellt, aber alles Schritt für Schritt...
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