Meritenramses
YaBB AdministratorHorusgeleit
   

Hm.t kA n pA kA aA n pA ra-Hr-Ax.tj
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #1950 - 01/27/07 um 08:12:55
Bint-Anat schlug Ramessus Finger weg. "Du hast ja keine Ahnung, was hier los war," sagte sie düster und schaute zu ihrem ältesten Bruder, damit der Ramessu über die jüngsten Ereignisse aufklärte. "Wenn es das nur wäre..." ******* Iryiry war mehr als froh, Ramses zu sehen und beeilte sich, den Wünschen seines Herrn nachzukommen. Gefolgt von den beiden GKGs geleitete er den König in seine Gemächer, wo schon Ramessu-nacht und Amunhotep warteten. Zunächst jedoch nahm der Diener ihm die ganzen Amulette ab, die man an ihn gehängt hatte und legte sie sorgsam in eine der Schmuckschatullen. Der König sprach kaum, hielt still und verzog keine Miene, als Iryiry ihn auf Anweisung der beiden Ärzte beim Entkleiden half. Er ließ die anschließende Untersuchung ebenso regungslos über sich ergehen und beantwortete die Fragen, die Amunhotep ihm stellte, nach einigem Nachdenken, aber richtig. Er wusste, wie er hieß und wie die Namen seiner Gemahlinnen lauteten, er wusste, wo er war und wer er war, aber er konnte sich beim besten Willen nicht mehr an die unmittelbaren Geschehnisse erinnern, die ja eigentlich schon Dekaden zurücklagen. Amunhotep beruhigte die beiden GKGS, daß dies ganz normal wäre nach einem so langen, tiefen Schlaf und es sich erst später zeigen würde, ob das Gedächtnis des Königs dauerhafte Lücken aufweisen würde, während Ramessu-nacht diesen in seiner typisch jovialen Art nach seinem Befinden ausfragte. Schon wieder sprach jemand davon, daß er so lange geschlafen hätte, musste Ramses mitanhören. Aber wie konnte das nur sein, denn er war doch eben noch im Binsendickicht eines Sumpfes unterwegs gewesen? Und dann war da noch diese Sykomore, die seltsamerweise keine Blätter getragen hatte, und das klare Flüßchen, das ihn an die Gebirgsbäche des Libanon erinnert hatte... "Der Kopf," murmelte er erschöpft, als Ramessu-nacht ihn fragte, ob ihm etwas weh täte. Er zeigte dem swnw vage und mit schlaffen Handbewegungen, wo der Schmerz saß und schluckte die Übelkeit, die ihm die Kehle abschnürte, mühsam herunter. Nach eingehender Beratung mit Amunhotep kam Ramessu-nacht zu dem Schluß, daß dieser schwere Migräneanfall am besten mit einer leichten Dosis Mohnsaft zu behandeln wäre. Amunhotep sprach sich zwar dagegen aus, weil seiner Meinung nach des Königs Ba noch nicht wieder richtig mit dessen Körper verbunden wäre und die Gefahr bestünde, daß der Ba der Hathor, der im Mohn wohnte, diesen verdrängen konnte, schwieg dann aber ob der Weisung des obersten Arztes des Landes. ******* Man hatte ihn allein gelassen, jedoch hörte er die Stimmen seine Gemahlinnen und die der Ärzte durch die geschlossene Tür. Was sie sagten, konnte er nicht verstehen, es interessierte ihn auch nicht... Ramses lag auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht und starrte mit schmerzgeweiteten Augen ins Nichts. Iiryiry hatte die Strohmatten vor den Fensteröffnungen herunter gelassen und von daher herrschte in seinen Gemächern ein angenehmes, fahles Dämmerlicht, so, daß man noch die Umrisse der Möbel und der Zeichnungen auf den Wänden und der Decke, aber nicht deren bunte Farbigkeit erkennen konnte. Ramses war speiübel und er wagte nicht einmal, auch nur zu zwinkern aus Angst, den kgl. Ka, der ihm offensichtlich grollte, noch mehr zu provozieren. Das Hämmern und Bohren in seinem Kopf wurde bei jedem Gedanken, jedem Bild, das er vor seinem inneren Auge sah, heftiger. Aber je mehr er versuchte, nicht zu grübeln und darüber nachzudenken, was geschehen war, desto mehr verfing er sich in dem wilden Strudel bunter Erinnerungsfetzen, die er nur kurz fassen konnte, bevor sie ihm wieder entglitten. Wieso sprachen alle davon, daß er dekadenlang geschlafen hätte? Was tat er in Theben? Und warum war Isisnofret nicht mehr zu der Sykomore gekommen?
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