Seleuce
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #1584 - 01/07/07 um 22:24:55
Isisnofret atmete den Duft tief ein und nachdem der erste Schwindel nachgelassen hatte, fühlte sie sich mit einem Mal so gestärkt, wie noch nie zuvor, fast, als hätte sie tagelangen, erholsamen Schlaf erfahren. Ihre Glieder begannen zu kribbeln, es begann in ihrer Brust und breitete sich dann auf ihren ganzen Leib bis hin zu den Fingerspitzen und den Zehen hin aus. Das Gefühl war fast wie jenes, das sie verspürte, wenn sie bei Ramses lag, aber dieses hier machte sie nicht müde, sondern bewirkte das Gegenteil: Sie fühlte sich wie neugeboren, das Ziepen in ihrem Unterleib verschwand, ihre Augen, die eben vom vielen Weinen noch gebrannt hatten, wurden klar und die Schwere aus ihren geschwollenen Lidern verflüchtigte sich. Als sie die Augen nun öffnete und in den Strauß Lotus blickte, hatte sie den Eindruck, so klar zu sehen, wie in ihrer Kindheit, die leichte Sehschäche, die sie zwar nicht behinderte, die ihr beim Bogenschießen aber aufgefallen war, schien verschwunden... ob das nur für den Augenblick so war...? Allmählich nur fand sie aus diesm Rausch in die Wirklichkeit zurück, hatte zunächst fast den Eindruck, als hätte sie nur geträumt oder eine Vision erlebt... aber als sie aufstand und nach ihrem verbliebenen Haar griff, stellte sie fest, daß all das wirklich geschehen sein mußte, denn den Strauß voll Lotus hielt sie noch immer im Arm und der Zopf, den sie niedergelegt hatte, blieb verschwunden... Und so waren es auch die Göttinnen... sie waren nicht mehr da... Voll der Dankbarkeit für die Gunst kniete sie erneut nieder und rief ihre Preisung hinauf durch die sternenverzierte Decke des Tempels hindurch in den Himmel, dann eilte sie -den kostbaren Strauß hütend- hinaus. Im Innehof traf sie auf die Priester, die eben ihr Mittagsmahl beendet hatten... halt, nein, war es schon Nachmittag? Sie hatte das Gefühl für Zeit völlig verloren... Sie kündigte an, eine Statue der Hathor an den kleinen Tempel zu spenden und das gleiche täte sei auch für Isis. Da sie nun aber so schnell wie möglich zu ihrem Mann zurückkehren wollte -Ein Teil seiner Lebenskraft steckt in dir.... Und das, was er dir gab, gibst du nun zurück... hatten sie gesagt, das hieß, sie mußte bei ihm sein- verabschiedete sie sich bald von den heiligen Männern und Frauen der Göttin und ließ sich so schnell es möglich war wieder zurück nach Ascheru bringen... Erst, als sie nach viel zu langer Zeit, wie es ihr schien, endlich das Zimmer betrat, in dem Ramses ruhte und sich an seinem Bett sitzend überzeugen konnte, daß er noch am Leben war, wurde sie wieder ruhiger und ihre Getriebenheit verschwand. Aber er war schwach, schwächer als sie erwartet hatte und das mache ihr Angst! Sein Puls war kaum noch fühlbar, sein Atem nur mehr ein Hauch und er war erschreckend kalt, rührte sich nicht... nach einem kurzen Blick hinaus aus dem Fenster, sich vergewissernd, daß Baret sich um Ta-ini kümmerte, zog sie sich bis auf ihr weißes Unterkleid aus, ließ den Strauß Lotus von Iryiry in einer Vase neben das Bett stellen, schlüpfte dann unter die Decke und schmiegte sich fest an Ramses. Ihn streichelnd und ihn anrufend hoffte sie, daß das, was die Göttinnen ihr gesagt hatte, auch eintreffen würde... "Bitte bleib bei mir, Liebster, verlass mich nicht..." wisperte sie und nahm seine eiskalte Hand in ihre, die sie unter ihr Kleid schob und auf ihre blanke Haut zwischen ihre Brüste drückte, dort, wo ihr Herz lag und kräftig schlug. Die Kälte auf ihrer Haut liess sie unvermittelt wieder frösteln, aber das war ihr gleich, nur, dass er sich erwärmte war von Bedeutung für sie... und dieses Mal blieb das Ziehen und Pieken in ihrem Leib aus, nur der liebliche Duft des Lotus schien sich zu verstärken und der Lapislazuliring an seinem kleinen Finger wurde seltsam warm...
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