Seleuce
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #1451 - 01/03/07 um 19:38:55
Isisnofret fiel es ausgesprochen schwer, ihre Gedanken und Gefühle alle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Wirre Dinge schossen ihr im Herzen umher, sie schlief nicht gut, die Sorgen machten sie, wie so oft, grüblerisch, müde und schwermütig. Aber die innere Unruhe, die Ungewissheit, die Hilflosigkeit hielten sie wach und raubten ihr die Kräfte. Mit um die Taille geschlungenen Armen -da ihr Leib noch immer unbestimmt zwickte- und angehobenen Schultern -es war ziemlich kalt heute Nacht- ging sie langsam den Weg wieder zurück zum Hauptgebäude. Am Absatz der Treppe aber blieb sie stehen, holte tief Luft und ihr Blick, der nach unten gerichtet war, verfing sich in einer der hübschen Steinstrukturen zu ihren Füßen, ohne daß dafür ein Grund bestünde... Wie hatte es nur zu all dem kommen können? Ihr Leben ging seltsame Wege. Kaum schien ihr Seelenleben wieder in Ordnung und ihr Herz war zufrieden, passierte etwas unvorbereitetes, das sie weit zurück warf und sie über das Leben und dessen Sinn nachdenken ließ... Er hatte sich, ohne die Konzequenzen zu fürchten, geradezu aufgegeben für ihr Leben... war es das wert? War sie es wert, an seiner Statt für ihn zu leben? Er war ein Wüstling und hoffnungsloser Fall manchmal, doch, das war er, aber andererseits kannte sie keinen anderen Menschen, der ehrlicher und auf seine ganz eigene, sethische Art empfindsamer war, als er! Sein wunderbares großes Herz, daß so unendlich viel in sich aufnehmen und einschließen konnte, machte sie sich mitunter fast vor sich selbst schämen. Wenn einschneidende Dinge wie diese geschahen, wurden sie sich dessen stets bewußt! 'Sesu, wie konntest du nur...' seufzte sie schweren Herzens in sich selbst hinein... dann viel ihr ein, daß sie dringend wieder zu ihm gehen sollte und in einem plötzlichen Impuls von Furcht schritt sie die Treppen hinauf und eilte Richtung des Zimmers in dem er untergebracht war, zurück. Als sie wenig später auf sein Bett zutrat, fand sie ihn schlafend so bleich, daß sich seine Gesichtsfarbe kaum mehr von der gekaltkten Wand hinter ihm unterschied. Erschrocken eilte sie heran und setzte sich wieder zu ihm, legte ihm die Hand auf die Stirn, die eisig zu sein schien und sich gar nicht aufwärmen wollte, obwohl ihre eigenen Finger von dem Spaziergang warm waren... "Sesu," sprach sie ihn mit ihrer weichen, dunklen Stimme an, ängstlich und bedrückt. "So hör mich bitte, Liebling, mach die Augen auf." Sie klang flehend und flüsterte, küßte ihn schließlich und beließ ihre Lippen auf seinen.
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