Meritenramses
YaBB AdministratorHorusgeleit
   

Hm.t kA n pA kA aA n pA ra-Hr-Ax.tj
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #1345 - 12/31/06 um 15:32:48
"Nein, nein," antwortete Merit-Amun schnell. "Sie lebt, aber es hat sie wohl schwer erwischt...bislang hat sie jedoch ihr Bewusstsein nicht wieder erlangt!" Dann hakte sie sich bei ihrer Mutter unter. "Komm, man hat bereits ein Ausweichquartier für dich vorbereitet!" ****** Nachdem er sich vergewissert hat, daß es all seinen Lieben gut ging, war Ramses in Isisnofrets Zimmer zurückgekehrt. Er blieb die ganze Nacht wach, um ihren Atemzügen zu lauschen und schreckte bei jedem noch so kleinen Seufzer hoch, den sie von sich gab. Auch am folgenden Tag war er kaum dazu zu bewegen, sie über einen längeren Zeitraum zu verlassen: die Regierungsgeschäfte gab er vollständig an Amuni, Nefertari und Paser ab. ****** Zwei Tage waren vergangen, ohne daß sich Isisnofrets Zustand verbessert hätte. Schließlich ließ der König durch Herolde verkünden, daß das Gewicht dessen, der in der Lage wäre, der zweiten GKG zu helfen, in Gold aufgewogen werden würde, egal, wessen Standes er auch immer sei oder woher er auch immer kommen möge. Schon am Nachmittag desselben Tages stand ein Haufen Volk vor der Tür, das aber von den Wachen am Tor zum größten Teil abgewimmelt wurde. Nur wenige wurden von Paser schließlich überprüft und durchgelassen... Die letzte in der Schlange war die alte Fellachin, die Isisnofret und Ramses neulich während ihres Reitausfluges bewirtet hatte. Sie ließ sich mühsam auf die Knie nieder, als sie ins Gemach der zweiten GKG geführt wurde und senkte ihren Blick: der König selbst war anwesend, er saß am Bett seiner Frau und streichelte zärtlich über ihren bleichen Wangen. Erwartungsvoll sah er auf, als er die Alte erkannte. Hatte sie ihm nicht mit ihrem Kräutertee gegen seinen Husten geholfen? War sie nicht in der Lage gewesen, die Präsenz des königlichen Kas in ihm zu erspüren? Eine so außerordentlich begabte Rechet würde bestimmt irgendetwas bewirken können. Auf ihre Nachfrage hin gestattete er ihr, Isisnofret zu berühren. Die Frau legte zuerst eine Hand auf Isisnofrets Brust, überprüfte ihren Herzschlag und ihre Atmung und murmelte Unverständliches vor sich hin. "Kannst du etwas für sie tun, so daß sie wieder erwacht?" fragte Ramses, der allmählich ungeduldig wurde und seufzte erleichtert auf, als die fast zahnlose Alte nickte. "Ich werde dir Gold geben," versprach er ihr hoffnungsfroh. "Viel Gold, wenn du nur..." Aber die Fellachin winkte ab, zog einen Beutel Kräuter von ihrem Gürtel und drückte diesen Panewi in die Hand. "Das ist genug für eine Räucherung," nuschelte sie. "Danach sollte die Königin, sie lebe ewig, wiederhergestellt sein!" Freundlich grinste sie Ramses an. "Ich will kein Gold, eure Majestät, mein Herr," sagte sie. "Ich will etwas anderes!" "Sprich!" forderte Ramses. "Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen, wenn du nur meine Frau wieder gesund machst!" Die Augen der Fellachin leuchteten auf...zu leichtfertig ging der König mit seinen Versprechen um... Sie legte jedoch den Zeigefinger an ihre zerklüfteten Lippen und schüttelte geheimnisvoll den Kopf. Ramses winkte ihr zu, ihm zu folgen und ging voraus in seine Ersatzgemächer. "Also," forderte er sie erneut auf. "Was willst du haben?" "Den königlichen Ka," erwiderte die Alte mit fester Stimme und zückte ein irdenes Gefäß, das die Form eines Horusfalken besaß. Ramses wich zurück, ein rauhes Keuchen entrang sich seiner Kehle, dann schüttelte er den Kopf: "Das...das kann ich nicht..." "Dann wird eure Gemahlin sterben, eure Majestät, mein Herr," erwiderte die Hexe ungerührt. "Noch in dieser Nacht!" Sie ließ ihm nur wenige Augenblicke, um nachzudenken und als er immer noch nichts sagte, wandte sie sich zum Gehen. "Warte!" rief er da und als sie sich umdrehte, um ihn anzuschauen, nickte er zögernd. "Ja," flüsterte er tonlos. "Nimm dir, was du willst!" Die Alte lachte zufrieden. Sie zog die Falkendose wieder hervor und öffnete sie, dann legte sie ihre rechte Hand auf Ramses' Brust und begann damit, Sprüche in einer fremden Sprache zu murmeln. Ein merkwürdiges Gefühl ergriff Besitz von Ramses: es war so, als würde irgendetwas aus ihm herausgesaugt. Als erstes verspürte er diesen Sog in seinem Kopf: der Druck in seiner linken Schläfe, unter dem er seit seiner Krönung ständig litt, ließ nach, dafür aber bemerkte er ein leichtes Brennen auf seiner Stirn, dem er jedoch keinerlei Bedeutung zumaß. Ein goldenes Schimmern erschien plötzlich in der Hand der Alten, ein Flimmern, ein Schillern, das aus ihm herauszufließen schien und sie in das Gefäß leitete, das sie in der Hand hielt. Irgendwann durchfuhr Ramses ein Ruck und die Hexe verschloß die Dose mit dem Falkenkopfdeckel, die sich unter dem Einfluß des königlichen Kas in reinstes und feinstes Gold verwandelt hatte. Sie starrte den König mit stechenden Augen an, verneigte sich und als sie sich mit den Worten: "Eure Gemahlin ist nun wieder gesund!" verabschiedete, schlug Ramses die Hände vor das Gesicht und brach in die Knie. Die Glut, die von dem Uräus an seiner Stirn ausging, war nicht zu ertragen, und die Macht, die die anderen Schmuckstücke des Königsornates ausstrahlten, lähmte seine Glieder. Er schaffte es noch, sich den Uräenreif vom Kopf zu ziehen und es zischte, als das Gold seine Hände verbrannte, dann verlor er das Bewusstsein. In genau demselben Moment öffnete Isisnofret ihre Augen...
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