Baket
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #1219 - 12/20/06 um 20:15:08
Re trat durch die geöffneten Tore der Unterwelt, als Paschedu den Weg zu seinem kleinen Haus nahm. Hui blieb wieder bei der Zelthütte zurück zur Wacht über den Körper des obersten Propheten des Amun. Als Paschedu die kleine Holztür aufschwang und den Raum betrat, fand er ihn dunkel vor. Kein Herdfeuer brannte, es roch nicht nach Essen. Er rannte außer Atem auf den kleinen Hof, der ihm zusammen mit einem kleinen verputzen Verschlag darauf als Werkstattslager diente. Nichts. Stille. Das war seine Hoffnung, die er noch hatte. Daß Baket noch hier war und das Essen bereitete und sich säumte, das Essen pünktlich zu bringen, wie sie es immer tun sollte, wenn er an wichtiger Kundschaft arbeitete. Und dann der zerbrochene Krug vom Fluß, von dem sie auch nicht wiederkam. Paschedu seufzte. Er musste an die kleine erbärmlich aussehende und noch viel schlimmer riechende Kreatur denken, die seine geliebte Frau Nebetmut, sie sei gerechtfertigt, einst mit nach Hause brachte, um sie zu speisen, zu waschen und zu kleiden. So sollte sie nie wieder aussehen oder leben müssen, dachte er sich. Doch das Bild kam ihm unwillkürlich in den Kopf, als er überlegte, wo sie wohl sein mag und was wohl passiert ist. Die Unwissenheit darüber, wo sie war und was ihr zugestossen sein mag, schnürte ihm die Kehle zu. ******* "Hab ich Dich...", murmelte Hui als er mit seinen Fingern in der ölig-klebrigen Substanz nach einem Kleinod fischte. Das herausgenommene Herz war schon zusammen mit dem Herzscarabäus von Paschedu bandagiert worden und lag noch in einer Harzlösung, bis es morgen wieder in den Körper eingesetzt werden konnte, nachdem die Natronsäckchen aus der Leibeshöhle entfernt, der Körper gereinigt und zum Bandagieren bereit war. Alles klebte, die Binden, seine Hände. Mit geübten Fingern öffnete Hui die Wicklung, stieß auf das vom Natron getrocknete und von den Harzen verklebte Herz. Er griff in das harzdurchtränkte Paket und nur Sekunden später lag er in seiner Hand. Schillernd, bezaubernd, wertvoll. Schönster Lapislazuli. Auf der Rückseite Sprüche aus dem negativen Sündenbekenntnis und Hilfe, damit Nebwennenefs Herz vor der Waage nicht gegen seinen Besitzer aussagt. "Das brauchst Du jetzt nicht mehr, alter Junge", flüsterte Hui grinsend durch seine braunen Zähne und strich dabei zärtlich über seinen neuen Schatz, bevor er ihn rasch mit einem herumliegenden Lappen abwischte, ihn darin einwickelte und wieder einmal unbemerkt an seinem Schurz verschwinden ließ. Schnell wickelte er das Herz wieder kunstvoll ein und steckte es zurück in die Lösung. Niemand würde das bemerken. Die anderen Kostbarkeiten werden zu Huis Leid immer nach Gebrauch geliefert und lagern in Paschedus Werkstatt im Hof. Dann machte sich Hui bereit... ******* "Ob mir das weh tut..." brummelte Baket noch in einem jammernden Ton, beinah beleidigt vor sich hin, "Natürlich tut das weh!" als die Tür aufging und ein Mann das Haus betrat. Ihr waren hier eindeutig zu viele Leute am 'wuseln', aber keiner tat wirklich etwas, um Paschedu zu informieren oder ihr mit ihren Schmerzen zu helfen, so schien es ihr, denn sie saß noch immer auf dem Boden, versunken in das Pochen in ihrem Fuß. Natürlich, so war es immer gewesen, wer würde sich schon um sie kümmern, das musste sie immer irgendwie selber erledigen. Unwilkürlich und ohne, daß sie es wollte oder steuern konnte, kamen ihr plötzlich die Tränen, als der Fremde von den Blicken aller Anwesenden empfangen wurde und verwundert auf das am Boden sitzende Mädchen schaute.
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