Meritenramses
YaBB AdministratorHorusgeleit
   

Hm.t kA n pA kA aA n pA ra-Hr-Ax.tj
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Re: Die Stadt des Amun
Antworten #1176 - 12/17/06 um 12:46:10
Harchuf nickte. "Deshalb ist er ja beurlaubt worden, Gebieterin," antwortete er. "Er war nicht mehr in der Lage, den Wachdienst in der Nacht zu übernehmen. Er hat mehrmals Alarm geschlagen, weil er etwas gesehen haben wollte, das aber überhaupt nicht da war!" ******* Ramses gab die unglückliche Nubherhesbed bei der alten Baket ab, die gerade Meri-Atum, Tachat und Sethi beaufsichtigte, die ausnahmsweise einmal ohne sich zu zanken und ganz friedlich miteinander spielten. Er war etwas betrübt, daß die Kleine sich gar nicht an ihn gewöhnte, da er sich noch gut daran erinnerte, wie süß und brav sie als Neugeborenes in seinem Arm gelegen und geschlafen hatte, aber anscheinend hatte die lange Trennung von diesem Teil der Familie dazu geführt, daß Nubi nun gar nichts mehr von ihm wissen wollte. Da Ramses sich überhaupt nicht krank fühlte -er hatte lediglich Halsweh und seine Stimme war etwas angegriffen-, behagte ihm die auferzwungene Ruhe nicht sonderlich. Es war so ein schöner, sonniger Tag, den er eigentlich nicht verschlafen wollte und ein wenig frische Luft würde ihm bestimmt gut tun... Wenig später verließen Isisnofret und er mit Descheret und Meri-Amun den Palast. Sie ritten -ganz im Gegensatz zu Ramses' sonstigen Gewohnheiten- nach Süden, an Ipet-resit vorbei und am Nil entlang, stiegen ab, als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten und wanderten Hand in Hand durch die grünen Felder und Palmenhaine... Sie kamen durch einen kleinen Weiler, wo sie die Einladung einer alten, fast zahnlosen Fellachin zum Tee gerne annahmen. Die Frau, die gar nicht ahnte, wen der Nordwind ihr da ins Haus geweht hatte, freute sich über den unverhofften Besuch und bewirtete das Paar nach allen Regeln der Gastfreundschaft, wie es sich geziemte, bis Ramses und Isisnofret ihre übereifrige Gastgeberin schließlich davon abhalten mussten, noch mehr Tee zu kochen. Der Kräutersud, den ihnen die Alte kredenzt hatte, half auf wunderbare Weise gegen Ramses' Heiserkeit und Halsweh... "Verrate das aber nur nicht Ramessu-nacht," raunte Isisnofret und zwinkerte ihrem Gatten schelmisch zu. "Der Arme fürchtet sich sonst nur wieder, sein prachtvolles Grabmal und all seine Privilegien zu verlieren, wenn er erfährt, daß dir die Teemischung einer einfachen Bäuerin besser geholfen hat als seine Tränke und Sprüche!" "Vielleicht sollte ich die Alte mal fragen, ob sie auch ein Mittel gegen die Krankheit der Hälfte des Kopfes kennt," flüsterte Ramses zurück und als die Frau, die gerade weggegangen war, um neuen Tee zu holen, wiederkam, tat er das auch. Sie bat ihn, ihr zu zeigen, wo der Dämon saß, der ihn quälte und bat ihn um die Erlaubnis, ihn dort berühren zu dürfen. Ramses gestattete es ihr, jedoch, als die Alte die Hand ausstreckte, zuckte sie zurück, bevor ihre Fingerspitzen seine Schläfe erreichten. Sie erstarrte mitten in der Bewegung, nur ihre Unterlippe fing an zu zittern. "Ich kenne diesen Dämon," sagte sie leise und senkte ihren Blick. "Ich habe seine Gegenwart schon einmal gefühlt..." Dann lächelte sie milde und zog einen kleinen Beutel hervor. "Das ist die Kräutermischung für den Hustentee," erklärte sie. Sie wagte es jedoch nicht, das Leinenpäckchen Ramses selbst in die Hand zu geben, sondern legte es vor seine Füße auf die Matte... Isisnofret und Ramses schenkten ihr einen Kupferring zum Abschied, den sie dankbar küsste, bevor sie ihre Gäste hinausbegleitete. Sie sah zu, wie die beiden sich auf ihre Pferde schwangen und nach Norden davongaloppierten, und sie sah ihnen noch lange nach, selbst als sie schon hinter den Palmen an der Wegbiegung verschwunden waren. Welch seltsame Fügung, daß die Götter den König gerade jetzt in ihr Haus geführt hatten... ******* "Eine komische Alte," meinte Ramses und räusperte sich, zügelte seinen Rappen etwas, weil sie den Stadtrand erreichten und der Verkehr auf den Straßen zunahm. Einige Leute strebten dem Nilufer zu, um sich mit den Fähren übersetzen zu lassen, ein paar Eselskarren verstopften die Wege... "Das muß an deiner ganz besonderen Ausstrahlung liegen," neckte Isisnofret ihren Mann. "Die du ja nachweislich auf das weibliche Geschlecht hast..." "Ach?" Ramses grinste und Isisnofret schüttelte den Kopf. "Du Unhold! Du tust es schon wieder!" schimpfte sie lachend. "Hör sofort auf damit, ich guck gar nicht hin!" Sie entdeckte eine freie Seitenstraße, wendete Descheret und stob davon. Bis ihr Mann ihr allerdings folgen konnte -so schnell hatte er nicht reagiert-, dauerte es eine Zeitlang, aber schließlich hatte Ramses sie eingeholt...
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